Mittwoch, 27. Oktober 2010

Der Physiker und das Gedicht

Im Magazin ist ein Interview mit dem Autor Ian McEwan erschienen. Finn Canonica spricht mit dem Schriftsteller über den neuen Roman Solar. Protagonist des Romans ist der intelligente, aber sozial und wissenschaftlich abgehalfterte Physiker Michael Beard. Ein Absatz aus dem Interview hat mir als Physiker besonders gefallen. McEwan äussert sich darin zum Verhältnis von Physik und Geisteswissenschaft.
Finn Canonica: «Aber ins Bett krigt der schlaue Physiker Beard seine erste Frau auch nur mit einem Gedicht von Milton, das er extra dafür auswendig lernt, obwohl es ihn nicht interessiert.»

Ian McEvan: «Richtig. Die Studentin der englischen Literatur verachtet natürlich den Physiker mit seiner Rationalität. Dabei braucht es meiner Meinung nach nicht eine herausragende Intelligenz, um einen Doktortitel in Literaturwissenschaft zu erlangen. Wenn Sie sich dagegen mit Quantenphysik beschäftigen müssen, ist einiges mehr gefordert, und zwar täglich. Oder kennen Sie einen Germanisten, der sich mal rasch in die Differentialrechnung einarbeiten kann, nur um eine Physikerin anzubaggern?»

Quelle: Das Magazin, No 42, 2010, Seite 34

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