Sonntag, 2. Mai 2010

Facebook: Privatsphäre beginnt im Kopf

Viel ist zu lesen über den Schutz oder das Ende der Privatsphäre. Philosophische Betrachtungen über die Entwicklung unserer Gesellschaft, praktische Tipps zu den Einstellungen bei Facebook und Urban Legends über runinierte Lebensläufe halten sich die Waage. Meine Privatsphäre hängt aber nicht mit meiner Mitgliedschaft bei Facebook zusammen. Sie hat auch nur wenig mit einem Klick auf dieses oder jenes Kästchen bei den Privacy-Settings einer Internetplattform zu tun.

Meine Privatsphäre muss zuerst in meinem Kopf richtig eingestellt werden.

Hello World


Ich habe Ideen, von denen soll möglichst die ganze Welt erfahren. Hinaus damit - ins Internet, in meine Blogs, zu Facebook, Twitter und wohin auch immer. Der langweilige Standard-Post «Hello World» eines neuen Wordpress-Blogs ist deshalb sehr treffend und aussagekräftig: Aufforderdung - schreib, was du der Welt zu sagen hast; Warnung zur Wahrung der Privatsphäre - die ganze Welt liest, was du hier schreibst, theortisch. Wenn meine Zugriffsstatistik die Grössenordnung der Weltbevölkerung erreicht, wird eine Flasche Sekt Champagner geöffnet.

Hello Friends


Bei Facebok kann ich Nachrichten und Informationen für meine Freunde hinterlassen. Immer fällt die Vorentscheidung in meinem Kopf: Will ich diese Information meinen Freunden losgelöst von einer konreten Lebens- oder Gesprächssituation zugänglich machen oder zumuten? Nehme ich in Kauf, dass diese Information zusammenhangslos gelesen und weiterverbreitet werden kann?

Wenn ich diese Fragen bejahe und meinen Beitrag schreibe, stelle ich oft fest: Eigentlich kann ich dass jetzt auch an die Adresse «Hello World» schreiben. Manchmal denke ich nein, das ist jetzt wirklich gut, aber für einen exklusiveren Kreis gedacht.

Hallo Schatz


Hier hört mein Verständnis für die Offenheit mancher Facebook User auf. Es ist ja süss, wenn ein zwei Teenager sich tagelang mit Pussybärchen und Liebesschwüren eindecken, wenn ein Fotoalbum sich mit Kuschbildern füllt. Wissen die, dass auch Erwachsene mitlesen, Oma, Tante Hilde oder der Musiklehrer? Und selbst mir fällt dann auf, wenn das Fotoalbum plötzlich gelöscht wird und die Kuschelbärchen verschwinden. Ob 15 oder 50, für die grosse Liebe als Teenager, in der Midlife Crisis oder in einer langjährigen Beziehung gibt es bessere Kommunikationswege. Facebook und andere Internetdienste sind da nicht die Idealplattform.

Findest du nicht auch, mein Schatz?



Foto via Flickr unter CC

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