Freitag, 14. Mai 2010

Facebook und meine ultimative Firewall

Sascha Pallenberg schreibt in seinem Facebook-Profil über seine Position zum Thema Facebook und Privatsphäre: "Alle Einstellungen auf 'so öffentlich wie möglich'." Damit ist das Thema abgehandelt. Sascha macht damit keinen Unterschied zwischen Informationen, die er auf Facebook veröffentlicht und Informationen, die er an irgend einer anderen Stelle ins Netz stellt. Alle sollen möglichst alles sehen können.

Ist das bei Facebook überhaupt möglich, alles öffentlich zu machen (abgesehen mal vom Passwort)? Ich kenne die Optionen von Facebook nicht genau genug, um dies zu beantworten.


Genau in die andere Richtung geht Jason Clark in seinem Beitrag bei downloadsquad.com. Seine Einstellungen zur Privatsphäre waren so restriktiv wie möglich. Dennoch fühlte Jason sich unwohl und hat sich nun entschieden, sein Facebook-Account zu löschen. Jasons Argumente liegen dabei weniger bei der Befürchtung, ungewollt könnten Daten an eine breite Öffentlichkeit gelangen. Das Unbehagen entzündet sich vor allem an der Firmenpolitik und -entwicklung von Facebook. Facebook sage uns, wir könnten ihnen vertrauen. Aber dann würden die Regeln innerhalb der ohnehin sehr komplexen Bestimmungen zur Privatsphäre  laufend geändert.

Eine Übersicht über die komplexen Privateinstellungen bei Facebook gibt die New York Post (via Livehacker). Es sind über 170 Einstellungen möglich - nach oben offen, denn z.B. für jedes Fotoalbum können wieder individuelle Einstellungen getroffen werden. Viele beklagen sich über den immensen Aufwand, den restriktive Einstellungen erfordern. Aber auch das gilt in beide Richtungen. Sascha schreibt: "Also ich fand, ich musste gerade schon ordentlich klicken, um alles öffentlich zu machen."


Mein Fazit aus der Diskussion: Die Einstellungen zu meiner Privatsphäre beginnt nicht auf einem Facebook-Formular. Sie beginnt bei mir, meinen Absichten und meinem Augenmass. Meine Daten gehören mir. Ich entscheide, was ich verschweige und was ich veröffentliche. Und letzteres heisst eben veröffentlichen. Im Internet heisst das im Klartext, was einmal draussen ist, das ist und bliebt irgendwo in der Datenwolke zugänglich und kann durch Dritte weiter publiziert werden. Meine Schädeldecke ist die einzige ultimative Firewall. Für alles, was hinter dieser Firewall abläuft gilt: "Die Gedanken sind frei, wer kann sie erraten? ... Kein Mensch kann sie wissen, kein Jäger erschiessen. Es bleibet dabei, die Gedanken sind frei."

Lena Doppel kommentiert Sascha Pallenbergs Facebook-Beitrag: "Wer glaubt, dass facebook 'privates herumblödeln' ist und nicht 'mediales tun', der sollte ohnehin noch einmal genauer nachdenken - und sich anschliessend ein versperrbares Poesie-Albumg in der Papierhandlung kaufen." Dazu nur: Mancher Filmplot basiert darauf, dass eben auch private, handschriftliche Notizen für andere zugänglich sind. Interessant sind für mich deshalb immer wieder auch Projekte, die "analoge" Notizformen mit der Cloud verknüpfen. Zwei Beispiele: Anthroposts von Noah Pedrini oder Twitter goes Notizbuch von Michaela von Aichenberger.




Ich selbst bin meine ultimative Firewall und bestimme autonom, was ich veröffentliche und was ich für mich behalte. Freie Meinungsäusserung heisst eben auch, schweigen dürfen.

Foto von Matthias Wassermann mit freundlicher Erlaubnis des Fotographen; alle Rechte für die Verwendung beim Fotografen.
http://www.facebook.com/lena.doppel

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